Das bedeuten Watt & Leistung bei Staubsaugern

Je mehr Watt ein Staubsauger hat, desto besser saugt er. So denken viele Verbraucher. Richtig ist, dass sich hohe Wattzahlen bemerkbar machen: auf der Stromrechnung. Bei der Saugleistung dagegen kommt die Stiftung Warentest zu einem anderen Ergebnis – und das bereits seit 1970. Wichtiger als Watt sind andere Faktoren.

Reinigender Staubsauger auf Teppich(c) Richard Villalon - Fotolia.com

Bei einem Staubsauger-Vergleich der Stiftung Warentest im Jahr 2014 landete das sparsamste Gerät ganz vorne. Der Testsieger hielt mit nur 870 Watt Leistung schon damals die 2017 nochmals verschärften EU-Vorgaben ein. Die maximale Nennleistungsaufnahme muss inzwischen unter 900 Watt liegen.

Wie Tests und die folgenden Antworten auf die häufigsten Verbraucherfragen zeigen, reicht diese Wattzahl für gute Ergebnisse beim Saugen aus.

Muss ich jetzt länger staubsaugen, um dasselbe Ergebnis zu bekommen?

Nein, mehr Zeit zum Saugen ist nicht nötig. Entscheidend für die Reinigungsleistung eines Staubsaugers ist nicht die Leistung des Motors (Watt). Wichtiger ist die Konstruktion des gesamten Geräts: von der Düse über die Führung des Luftstroms und die Filtertechnik bis hin zur Dichtigkeit des Gehäuses. Das belegen seit Jahren Ergebnisse der Stiftung Warentest. So erzielten 2013 und 2014 überwiegend Staubsauger mit wenig Watt Bestnoten fürs Saugen. Seit 2009 reduzieren die Hersteller die Watt-Zahl kontinuierlich. Schon im Oktober 1970 schrieben die Tester: „Hohe Wattzahlen allein garantieren noch keine hohe Saugleistung.“ Herumgesprochen hat das sich bisher leider noch nicht.

Wird mein Boden dennoch richtig sauber?

Die Chancen dafür stehen bei neuen Geräten sogar besser als bisher. Denn neben den Vorgaben zur Staubsauger-Leistung durch die EU gibt es einige weitere, die vielen Verbrauchern bislang nicht bekannt sind. Vorgeschrieben ist beispielsweise, wie viel Staub die Modelle mindestens aufnehmen müssen. Neue Staubsauger, die weniger Staub aufnehmen, dürfen nicht mehr verkauft werden.

seit September 2017

  • Staubaufnahme auf harten Böden: mindestens 98 Prozent
  • Staubaufnahme auf Teppichen: mindestens 75 Prozent

Mit dem Energielabel für Staubsauger gibt es zudem erstmals eine einheitliche Kennzeichnung für die Reinigungsleistung. Sowohl für Hartböden als auch für Teppiche ist eine Reinigungsklasse anzugeben: von A+++ (beste) bis D (schlechteste). Damit können Geräte besser verglichen und zum Bodenbelag passende Staubsauger ausgewählt werden.

Muss ich jetzt einen neuen Staubsauger kaufen?

Nein. Vorhandene Staubsauger dürfen weiter verwendet werden; auch wenn eine Leistung von 900 Watt oder mehr angegeben ist oder andere neue EU-Vorgaben nicht eingehalten werden. Der vorzeitige Austausch eines Staubsaugers rechnet sich in den meisten Fällen nicht. Dafür ist der Stromverbrauch im Gegensatz zu anderen Haushaltsgeräten zu gering.

Wie viel Strom spare ich mit einem energiesparenden Staubsauger?

Ein besonders sparsamer Staubsauger mit wenig Watt sorgt laut EcoTopTen-Liste für Stromkosten von durchschnittlich 5 Euro pro Jahr. Ein vergleichbarer Bodenstaubsauger hoher Wattzahl kommt auf durchschnittlich 10-12 Euro pro Jahr. Bei der Berechnung wird davon ausgegangen, dass in einer durchschnittlichen 87 Quadratmeter-Wohnung etwa einmal pro Woche gesaugt wird. Ist die Wohnung größer, die Verschmutzung stärker oder wird häufiger gesaugt, sind die Kosten entsprechend größer und damit auch das Sparpotenzial. Ein vorzeitiger Austausch des Staubsaugers rechnet sich meist nicht – im Gegensatz zu Haushaltsgeräten mit großem Stromverbrauch wie Kühlschränken oder Waschmaschinen. Beim Neukauf eines Staubsaugers ist der Verbrauch aber dennoch ein wichtiges Kriterium. Denn über die durchschnittliche Nutzungsdauer von sieben bis neun Jahren kommen einige Kilowattstunden zusammen. Da kann sich ein teureres, aber besonders sparsameres Gerät bezahlt machen.

Werden die neuen Staubsauger jetzt teurer?

Laut Herstellern und Branchenverbänden sind durch die neuen EU-Vorgaben seit September 2017 keine höheren Preise zu erwarten. Einzelne Hersteller gehen davon aus, dass sich die Kriterien ohne großen Aufwand erfüllen lassen, andere sprechen von einer besonderen Herausforderung. Drei Dinge sprechen für zumindest gleich bleibende Gesamtkosten:

  1. Bereits vor dem September 2017 gab es Modelle, die die geltenden Vorgaben erfüllen und nicht übermäßig teuer sind.
  2. Bei einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von sieben bis neun Jahren dürfte der sinkende Stromverbrauch pro Jahr leicht höhere Anschaffungskosten zumindest ausgleichen.
  3. Seit September 2017 gelten auch Vorgaben für die Motor-Lebensdauer. Erhöht sich dadurch die Nutzungsdauer, könnten die Gesamtkosten ebenfalls sinken.

Sind Staubsauger mit weniger Leistung leiser?

Tendenziell sind Staubsauger mit weniger Watt auch weniger laut, wie Testergebnisse zeigen. Dazu kommt, dass nicht nur die Staubsauger-Leistung durch die EU beschränkt wird. Seit September 2017 dürfen die neuen Geräte auch höchstens 80 Dezibel laut sein. Auf dem Energielabel ist die Lautstärke angegeben. So können Verbraucher leichter vergleichen und ein besonders leises Gerät auswählen.

Sind Staubsauger ohne Beutel besser?

Das kommt drauf an. Bei der Stiftung Warentest schneiden Staubsauger ohne Beutel überwiegend etwas schlechter ab; beim Saugen und auch bei der Gesamtnote. Für die schlechteren Gesamtnoten gibt es jedoch meist zwei sehr spezielle Gründe:

  1. Staubsauger ohne Beutel erzeugen oft einen unangenehm hohen, singenden Ton.
  2. Entleeren und Auswaschen der Staubbox gelten als unhygienisch.

Vorteil der Staubboxen ist jedoch, dass sie nach jedem einzelnen Saugvorgang geleert werden können. Das ist beispielsweise bei Hundehaaren sinnvoll, die sonst für unangenehme Gerüche sorgen können. Es kommt also auf den Verwendungszweck an.

Neue Staubsauger mit weniger Watt im Test

Wie machen sich sparsame Geräte im Alltag? Diese Frage beantwortet ein bundesweiter Staubsauger-Praxistest des Stromspiegels. Ausgewählte Haushalte haben Geräte von Bosch, Dyson, Kärcher, Philips, Siemens und Vorwerk geprüft.

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